Wie bereits berichtet können Ihre Videokonferenzen mithilfe von Ferndolmetschplattformen simultan in mehrere Sprachen gedolmetscht werden. Auch Gebärdensprachennutzer können dank Fern-Gebärdensprachendolmetschen in ihren Muttersprachen an Videokonferenzen teilnehmen.
Wie funktioniert Fern-Gebärdensprachendolmetschen?
Im Idealfall arbeiten Gebärdensprachendolmetscher (mit ihren Dolmetscherkollegen für gesprochene Sprachen zusammen) in einem Hub oder Studio. Ein Hub ist ein Konferenzraum, der mit Dolmetschkabinen nach ISO-Norm und der notwendigen Ausrüstung für Ferndolmetschen ausgestattet ist. Für Gebärdensprachendolmetschen umfasst das eine mindestens doppelt so große Kabine wie die für gesprochene Sprachen verwendeten, eine Videokamera und einen Greenscreen oder einen einfarbigen Hintergrund. Gebärdensprachendolmetscher arbeiten normalerweise zu zweit oder zu dritt und unterstützen sich gegenseitig, weshalb sie nicht nur den Redner oder Gebärdensprachennutzer sehen müssen, den sie gerade dolmetschen, sondern auch ihre Kollegen. Im Zuge der Reisebeschränkungen und der Kontaktsperre haben aber auch Gebärdensprachendolmetscher die notwendige Ausrüstung angeschafft, um aus dem Homeoffice ferndolmetschen zu können. Zusätzliche Videoverbindungen mit den Partnern sorgen für effizientes Teamwork, wobei Tools wie Jamboard genutzt werden.
Fern-Gebärdendolmetschen ist komplex, insbesondere weil Gebärdensprachen von Angesicht zu Angesicht und unter Einbeziehung aller drei Raumdimensionen genutzt werden. Das Gebärdensprachendolmetschen auf einem Bildschirm in 2D statt in 3D anzubieten, erforderte von den Gebärdensprachendolmetschern ein Umdenken und eine Anpassung der Ausrichtung einiger Gebärden, damit sie für das Publikum verständlich werden.
Oben: IS-Verdolmetschung dieses Artikels durch Maya de Wit
Wie gestalte ich meine Videokonferenz barrierefrei?
Maya de Wit, Calliopes Ansprechpartnerin für Gebärdensprachen gibt Kunden, die ihre Videokonferenz barrierefrei gestalten wollen, drei Ratschläge:
- Die Vorbereitung ist das A und O. Sprechen Sie die Gebärdensprachennutzer schon im Vorfeld an und stellen Sie fest, welche Gebärdensprache sie nutzen. Ist das zum Beispiel die Britische Gebärdensprache (BSL) oder die Amerikanische Gebärdensprache (ASL)? Buchen Sie dann Gebärdendolmetscher für die entsprechenden Sprachen.
- Legen Sie einen privaten Kommunikationskanal wie z.B. einen Chat an, über den die Konferenzveranstalter und die Dolmetscher während der Sitzung kommunizieren können. Mit Fern-Gebärdensprachendolmetschen wird das Verfahren etwas formeller, da die Konferenzveranstalter im Haupt-Videoraum schwerlich privat mit den Dolmetschern in Kontakt treten können. Außerdem sollten auch die Gebärdensprachennutzer über einen separaten Kanal den Dolmetschern regelmäßig Feedback geben können, damit diese ihren Stil und die Geschwindigkeit an den Bedarf des Publikums anpassen können.
- Auch eine Live-Untertitelung ist sehr zu empfehlen. Geschlossene Untertitel (auch als Sprache-zu-Text-Transkription oder CART bekannt) kommen dem gesamten Publikum zugute, erleichtern das Mitschreiben und sorgen dafür, dass niemandem eine wichtige Information entgeht. Für die Untertitelung kann eine separate URL angelegt werden, und die Leser können die Farben und die Buchstabengröße selbst an ihren Bedarf anpassen.
Wo finde ich weitere Informationen?
Der Internationale Dolmetscherverband (AIIC) hat Empfehlungen für Covid-19 Ferndolmetschen für Institutionen und Ferndolmetsch-Hubs veröffentlicht. Darin finden sich zahlreiche praktische Informationen, darunter gute Praxisbeispiele für Referenten und Gebärdensprachennutzer bei Videokonferenzen, sowie technische Informationen über die Anforderungen beim Fern-Gebärdendolmetschen.
Ziehen Sie für Ihre Videokonferenz Gebärdensprache in Betracht? Calliope-Interpreters berät Sie gern bei der Umsetzung des Projekts. Sprechen Sie uns an.