Maya, wir haben es dir zu verdanken, dass Calliope als Netzwerk seine Kunden jetzt auch im Bereich Gebärdendolmetschen beraten kann. Dies ist umso bedeutungsvoller, als Gebärdendolmetschen heute immer häufiger bei offiziellen Tagungen und Konferenzen angeboten wird. Weshalb?
Wir stellen tatsächlich einen vermehrten Einsatz des Gebärdendolmetschens fest, selbst wenn bei der Aufklärung und Sensibilisierung rund um das Gebärdendolmetschen noch eine Menge Arbeit zu leisten ist. Oft wird diese Dienstleistung auch bei nachgewiesenem Bedarf nicht angeboten. Man darf nicht vergessen, dass ein Event durch das Gebärdendolmetschen nicht nur für Menschen zugänglich wird, die über eine Gebärdensprache kommunizieren, sondern auch für jene, die darauf angewiesen sind, dass gebärdete Beiträge in gesprochene Sprache(n) verdolmetscht werden.
Warum aber wächst die Nachfrage, und warum gerade jetzt?
In erster Linie, weil Gebärdensprachen zusehendes als eigenständige Sprachen anerkannt werden. Dieses wachsende Bewusstsein ist die direkte Folge umfassender Lobbying-Anstrengungen der nationalen Gehörlosenverbände und Vereinigungen von Gebärdensprachdolmetschern, sowie auf internationaler Ebene des Weltverbands der Gehörlosen (WFD) und des Weltverbands der Gebärdensprachdolmetscher (WASLI). Außerdem werden Gebärdensprachen in immer mehr Ländern als Amtssprachen anerkannt, selbst wenn auch in diesem Bereich noch viel Arbeit zu leisten ist.
Die Ratifizierung und Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) waren ausschlaggebend dafür, dass das Gebärdendolmetschen bei öffentlichen Veranstaltungen immer häufiger angeboten wird.
Auch EU-Gremien, allen voran die Europäische Kommission, haben die zunehmende Nachfrage für das Gebärdendolmetschen erkannt und bieten diese Dienstleistung bei einer wachsenden Anzahl von Veranstaltungen an: von hochrangigen Kommissionssitzungen bis hin zu kleineren Fachgesprächen. Und im November 2016 hat das Europäische Parlament eine wichtige Resolution über Gebärdensprachen und professionelle Gebärdensprachdolmetscher verabschiedet.
Was müssen Veranstalter, die erstmals mit Gebärdensprachdolmetschern arbeiten, wissen?
Ein wichtiges Element wird oft vergessen: Gebärdendolmetscher müssen nicht nur während des offiziellen Programms einer Veranstaltung verfügbar sein, sondern auch während der Pausen und beim Netzwerken, wenn die Dolmetscher für gesprochene Sprache normalerweise nicht benötigt werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Bedürfnisse der tauben Teilnehmer schon bei ihrer Anmeldung ermittelt werden. Enorm wichtig ist die Frage nach der benötigten Gebärdensprache, denn British Sign Language und American Sign Language sind zum Beispiel zwei völlig unterschiedliche Sprachen.
Worauf müssen Veranstalter sonst noch achten, wenn sie Gebärdensprachdolmetscher oder ein gemischtes Team von Gebärdensprachdolmetschern und Dolmetschern für gesprochene Sprachen buchen?
Vorab müssen sie abklären, welche Gebärdensprachen nachgefragt werden und wie viele Teilnehmer davon Gebrauch machen werden, da für jede Gebärdensprache ein separates Team nötig ist. Für Parallelsitzungen müssen zusätzliche Teams eingeplant werden.
Wenn ein Gebärdensprachnutzer als Podiumsgesprächsteilnehmer am Referententisch auf der Bühne sitzt und sich auch Gehörlose im Publikum befinden, benötigt man die doppelte Anzahl von Gebärdensprachdolmetschern, weil diese in zwei verschiedene Blickrichtungen dolmetschen müssen – ein Team in Richtung des Teilnehmers am Podiumstisch, das andere in Richtung des Publikums.
In der Regel sind die Honorare für Gebärdensprachdolmetscher oder Dolmetscher für gesprochene Sprachen bei gleich langen Arbeitszeiten identisch.
Dolmetscher für gesprochene Sprachen benötigen in der Regel eine Simultanlage mit Dolmetschkabinen. Wir gehen davon aus, dass das Gebärdensprachdolmetschen andere technische Anforderungen stellt.
Das ist richtig. Gebärdensprachdolmetscher arbeiten nicht in Kabinen. Normalerweise befinden sie sich im Konferenzraum oder auf der Bühne neben den Hauptreferenten, sodass sie gut gesehen werden können. Das AIIC Sign Language Network hat Richtlinien erarbeitet und veröffentlicht, die sich als wertvolle Planungshilfe für Techniker und Konferenzveranstalter erwiesen haben.
Herzlichen Dank, Maya.
Maya de Wits Know-how und jahrelange Erfahrung im Bereich des Gebärdensprachdolmetschens sind für das globale Netzwerk von Calliope und dessen Kunden von unschätzbarem Wert. Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme, wenn Sie bei Ihrer nächsten Konferenz Gebärdensprachdolmetschen anbieten wollen.