Zweisprachig zu sein reicht aus, um den Beruf des Konferenzdolmetschers zu ergreifen, könnte man meinen. Beherrscht jemand zwei Sprachen, so ist er automatisch ein begnadeter Dolmetscher. Tatsache ist jedoch, dass Zweisprachigkeit für angehende Dolmetscher zwar hilfreich sein kann, doch ist sie keine grundlegende Voraussetzung und ganz sicher nicht allein selig machend. Eine gute Dolmetscher-Ausbildung und vor allem viel Übung machen den Meister.
Das Wort „zweisprachig“ beschreibt üblicherweise jemanden, der entweder von Geburt an zwei Sprachen gelernt hat (simultane Zweisprachigkeit) oder später im Leben eine zweite Sprache oftmals in dem entsprechenden Umfeld perfekt gelernt hat (sukzessive Zweisprachigkeit). Das Alter, in dem die zweite Sprache gelernt wird, ist ausschlaggebend. Auch sind Zweisprachige nicht unbedingt in beiden Sprachen gleich perfekt.
Um zu verstehen, warum Zweisprachige nicht automatisch Dolmetscher sind, muss man zunächst begreifen, dass das Gehirn von Zweisprachigen anders ist als das Gehirn von Dolmetschern [1]. Bei Zweisprachigen sind beide Sprachen in der linken Gehirnhälfte lateralisiert. Je früher die zweite Sprache erlernt und je perfekter sie beherrscht wird, desto größer ist die neurale Überlappung zwischen den beiden Sprachen. In den Gehirnen von Dolmetschern hingegen scheinen die Sprachen nicht hauptsächlich in der linken Gehirnhälfte lateralisiert zu sein, sondern eher symmetrisch in beiden Gehirnhälften. Man geht davon aus, dass sich die Gehirnstruktur durch intensiven Spracherwerb und die Ausübung des Simultandolmetschens verändert.
Was also macht ein Dolmetscher anders als ein Zweisprachiger? Der Prozess des Simultandolmetschens umfasst mehrere Schritte. Zunächst hört, versteht und analysiert der Dolmetscher die Originalsprache (filtert die Haupt- und Nebenthesen des Redners heraus und strukturiert schnell die entsprechenden Informationen). Dann kommt der Prozess der Sprachübertragung, wenn der Dolmetscher die Botschaft des Redners in der Zielsprache formuliert. Nun muss der Dolmetscher die Information in der Zielsprache ausdrücken und dabei die richtige Sprachebene und Betonung verwenden. Dolmetschstudenten trainieren diese Fähigkeiten einzeln und kombinieren sie schrittweise, so dass sie am Ende alle Fähigkeiten gleichzeitig ausüben können.
Wie beim Erlernen eines Musikinstruments macht die Übung den Meister. Durch regelmäßiges Simultandolmetschen baut der Dolmetscher neurale Brücken zwischen den zwei Sprachen, so dass er oft automatische Lösungen für häufig wiederholte Wendungen parat hat.
Eine ausgezeichnete Kenntnis der Arbeitssprachen ist wesentlich, aber Zweisprachigkeit von Kindesbeinen an ist keine zwingende Voraussetzung für den Einstieg in den Beruf. Einige simultane Zweisprachige haben nur ein kognitives System für beide Sprachen und tun sich mit der Dolmetscherausbildung schwerer, weil sie eine zusätzliche Anstrengung unternehmen müssen, um lexikalische Einheiten in zwei Sprachen zu unterdrücken und nur eine lexikalische Einheit in der gewünschten Sprache abzurufen. Viele Dolmetscher sind sukzessive Zweisprachige, die später in die erworbene Sprache eingetaucht sind, doch ihre Dolmetscherausbildung ist wesentlich wichtiger als ihre Zweisprachigkeit.
Jetzt wissen Sie also Bescheid: ein Zweisprachiger mag zwar zwei Sprachen perfekt verstehen und sprechen, doch das Dolmetschen zwischen diesen beiden Sprachen oder aus weiteren erlernten Sprachen in eine dieser Sprachen erfordert Gehirntraining und viel Übung.
Calliope-Interpreters arbeitet nur mit professionellen Dolmetschern, die eine solide Dolmetscherausbildung genossen haben und weiterhin in lebenslanges Lernen und Erweitern ihrer Fähigkeiten investieren. Alle unsere Dolmetscher sind Mitglieder der AIIC und uns von der gemeinsamen Arbeit in unseren Regionen persönlich bekannt. Wenn Sie Konferenzdolmetscher brauchen, sprechen Sie uns an: Calliope-Interpreters, Ihr lokales globales Dolmetscher-Netzwerk.
[1] Alessandra Vita, In the head of bilinguals and interpreters: neurolinguistic aspects, 19. Mai 2014, hier verfügbar: http://alessandravita.com/head-bilinguals-interpreters/, abgerufen am 2. März 2018.